SLAPPs: Eine Belastung auch für das Privatleben von Betroffenen

Die Coalition Against SLAPPs in Europe hält bereits in ihrem 2023 report update fest: Neben der finanziellen ist die psychologische Dimension einer der zentralen Aspekte der Vulnerabilität von Betroffenen von SLAPPs. Denn rechtlich belangt zu werden kostet nicht nur, es stellt auch auf verschiedene Weise eine psychische Belastung dar. Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat sich genau mit diesem Aspekt beschäftigt und beleuchtet verschiedene Aspekte der persönlichen Belastung durch SLAPPs.

Strategische Klagen gegen die Öffentlichkeit (SLAPPs) werden zunehmend von Unternehmen und mächtigen Einzelpersonen eingesetzt, um unliebsame Kritik zum Schweigen zu bringen und von investigativer Berichterstattung abzuschrecken. Diese Klagen zielen nicht unbedingt darauf ab, in der Sache zu gewinnen, sondern darauf, Journalist*innen und andere publizistisch Tätige mit den Kosten und dem Stress eines Rechtsstreits zu belasten. Die Folgen von SLAPPs gehen dabei über die finanzielle Belastung hinaus und beeinträchtigen auch die berufliche Laufbahn und das Privatleben von Betroffenen. 

Eine aktuelle Studie, an der Journalist*inn aus Griechenland und Zypern teilnahmen, verdeutlicht diese vielschichtigen Auswirkungen und zeigt, wie SLAPPs sowohl die Pressefreiheit als auch das Wohlergehen derjenigen bedrohen, die investigativen Journalismus machen. Die Sozialwissenschaftlerinnen Lambrini Papadopoulou (National and Kapodistrian University of Athens) und Theodora A. Maniou (University of Cyprus) interviewten zehn Journalist*innen aus Zypern und Griechenland, die bereits von SLAPPs betroffen waren, und befragten sie zu verschiedenen Aspekten ihrer Betroffenheit. Die Interviews wurden thematisch analysiert, wobei die Autorinnen verschiedene thematische Muster identifizierten, zu denen wesentlich berufliche und private Bedrohungen gehören, die von SLAPPs ausgehen.

In beruflicher Hinsicht gefährden SLAPPs die Arbeitsplatzsicherheit, die Glaubwürdigkeit und die Karriereaussichten von Betroffenen, so die Studie. Journalist*innen, die von diesen Klagen betroffen sind, sehen sich oft erheblichen beruflichen Risiken ausgesetzt, einschließlich des möglichen Verlusts ihres Arbeitsplatzes und eines beschädigten Rufs. Die Androhung von Rechtsstreitigkeiten fördert ein Klima der Selbstzensur, da Journalist*innen übermäßig vorsichtig werden, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Hinzu kommt ein bemerkenswerter Mangel an institutioneller Unterstützung, da sich viele Journalist*innen von ihren Arbeitgebern und Berufsverbänden im Stich gelassen fühlen. Dieser Mangel an Rückhalt verschärft den beruflichen Druck und die Risiken, die mit SLAPPs verbunden sind.

Auf persönlicher Ebene haben SLAPPs tiefgreifende psychologische und soziale Auswirkungen, stellt die Studie fest. Die Befragten berichten, dass sie unter einem hohen Maß an Stress und Angst leiden, was sich auf ihre psychische Gesundheit und ihre persönlichen Beziehungen auswirkt. Der Zeit- und Arbeitsaufwand, der für die Verteidigung gegen SLAPPs erforderlich ist, belastet ihr Privatleben und strapaziert familiäre sowie soziale Bindungen. Trotz dieser erheblichen persönlichen Kosten erhalten viele Journalist*innen keine angemessene psychologische Unterstützung und verlassen sich stattdessen auf ihre persönliche Widerstandskraft und informelle Unterstützungsnetzwerke. Diese doppelte Auswirkung in beruflicher und persönlicher Hinsicht unterstreicht die Notwendigkeit robuster gesetzlicher und institutioneller Maßnahmen zum Schutz von Journalist*innen vor der Bedrohung durch SLAPPs.

Die Erkenntnisse von Lambrini Papadopoulou und Theodora Maniou zeigen, wie wichtig es ist, die persönlichen Folgen von SLAPPs für Betroffene ernst zu nehmen. Und weiterführende Ansätze zu entwickeln, die helfen, diesen Folgen präventiv oder auch akut entgegenzutreten.

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Der rechtliche Beirat der No SLAPP Anlaufstelle im Gespräch: Prof. Dr. Roger Mann

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